Diabetes Typ 1: eine lebenslange Herausforderung.

Von Franziska Eich |

Wenn von Diabetes die Rede ist, geht es meistens um den bekannten Diabetes Typ 2, den „Altersdiabetes". Dabei wird oft vergessen, dass rund 300.000 Menschen in Deutschland unter dem weniger verbreiteten Diabetes Typ 1 leiden. Das sind weniger Patienten als beim Typ 2. Jedoch ist der Krankheitsverlauf für die Betroffenen meistens wesentlich dramatischer.

Was versteht man unter Diabetes Typ 1?

Bei dieser Form der Zuckerkrankheit kann der Körper der Betroffenen keine ausreichenden Mengen des Hormons Insulin produzieren. Insulin wird im Körper benötigt, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. In der Folge steigt der Blutzuckerspiegel an. Der Körper versucht, den Blutzuckerspiegel zu senken, indem der überflüssige Zucker im Blut über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden wird.

Der hohe Blutzucker ist es auch, der die typischen Krankheitssymptome hervorruft.

Folgende Erscheinungen deuten auf Diabetes hin. Die Symptome müssen nicht alle gemeinsam auftreten:

  • Müdigkeit
  • Häufiges Wasserlassen
  • Ständiger Durst
  • Trockene Haut
  • Empfindungsstörungen in Händen und Füßen
  • Verschlechterung des Sehvermögens

Diabetes Typ 1 – Ursachen und Auswirkungen

Ursache des Diabetes Typ 1, der auch als juveniler Diabetes bezeichnet wird, ist eine fehlende Produktion des Hormons Insulin. Insulin als ein lebenswichtiges Hormon reguliert den Blutzuckerspiegel im Körper. Es sorgt dafür, dass überschüssiger Blutzucker durch die Leber aus dem Blut entfernt und in Körperfett umgewandelt wird. Außerdem macht das Insulin den Traubenzucker überhaupt erst für die Körperzellen verfügbar.

Das Insulin wird in den sogenannten Langerhansschen Inseln der Bauchspeicheldrüse produziert. Das sind spezialisierte Zellen, die Insulin herstellen und den Blutzucker regulieren. Sind diese Zellen zerstört, so kann der Körper kein Insulin produzieren. Ohne Insulin können die meisten Körperzellen keinen Traubenzucker verarbeiten, der Blutzuckerspiegel steigt an. Wenn eine kritische Schwelle überschritten ist, scheidet der Körper den überschüssigen Blutzucker über den Urin aus. Im Urin eines unbehandelten Diabetikers finden sich darum hohe Konzentrationen an Traubenzucker. Der hohe Blutzucker schädigt Nieren, Blutgefäße und Nerven. Diabetes verursacht zahlreiche Folgeerkrankungen wie Erblindung, Herzinfarkt, Geschwüre, Nierenversagen und vieles mehr.

Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem zerstört die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse und bringt so die Insulinproduktion zum Stillstand. Wie es genau zu dieser Fehlsteuerung kommt, ist noch nicht vollständig erforscht. Bestimmte Viruserkrankungen scheinen als Auslöser in Frage zu kommen. So stehen Herpes- und Röteln-Viren im Verdacht, als Verursacher eine Rolle zu spielen. Auch Erbanlagen haben einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken. Eine kurze Stillzeit bei Babys scheint das Erkrankungsrisiko zu erhöhen. Kinder, die per Kaiserschnitt geboren worden sind, erkranken leichter. Es gibt auch ein geografisches Gefälle. In nördlich gelegenen Ländern wie Finnland oder Norwegen gibt es mehr Erkrankungen als in mediterranen Ländern wie Italien oder Spanien. Es gibt noch großen Bedarf an weiterer Forschung auf diesem Gebiet.

Diabetes Typ 1 - Definition der Unterscheidung von Typ 2

Es handelt sich um zwei grundsätzlich verschiedene Erkrankungen. Beim Typ 1 ist Insulinmangel die eigentliche Ursache der Erkrankung. Der Körper kann nicht genug eigenes Insulin produzieren, um den Blutzucker zu regulieren. Die Krankheit tritt meistens schon in jüngeren Jahren auf und ist sofort voll ausgeprägt. Da die insulinproduzierenden Zellen unwiderruflich zerstört sind, ist eine Heilung unmöglich. Die Betroffenen bleiben ein Leben lang auf Insulin angewiesen.

Beim Diabetes Typ 2 handelt es sich um eine Insulinresistenz. Die Körperzellen reagieren immer schlechter auf das Insulin. Das Insulin verliert allmählich seine Wirksamkeit. Der Diabetes Typ 2 trat früher meist im fortgeschrittenen Alter auf und wurde als Altersdiabetes bezeichnet. Inzwischen sind auch immer mehr jüngere Menschen betroffen. Die Zahl der Erkrankungen steigt weltweit. Übergewicht und Bewegungsmangel sind Faktoren, die die Entstehung von Diabetes Typ 2 fördern. Die Krankheit schreitet allmählich fort und kann durch Gewichtsabnahme, Bewegung und ausgewogene Ernährung positiv beeinflusst werden.

Die Therapie: Ohne Insulin geht es nicht

Da der Typ-1-Diabetiker kein körpereigenes Insulin produzieren kann, muss das lebenswichtige Hormon von außen zugeführt werden. Der Diabetiker muss mehrmals am Tag vor und nach jeder Mahlzeit seinen Blutzucker messen. Vor jeder Mahlzeit muss dem Körper Insulin zugeführt werden, damit die Kohlenhydrate in der Nahrung verarbeitet werden können und der Blutzuckerspiegel stabil bleibt. Das Insulin wird üblicherweise in die Bauchdecke gespritzt. Die Insulinmenge muss dabei genau auf den Gehalt an Kohlenhydraten in der Nahrung abgestimmt werden. Je mehr Kohlenhydrate die Mahlzeit enthält, desto mehr Insulin wird benötigt.

Es gibt inzwischen auch elektronische Pumpen, die mit einem Sensor den Blutzuckerspiegel überwachen und automatisch für die Zufuhr der exakten Menge an benötigten Insulin sorgen.

Vorbeugen ist besser als Heilen: Impfungen gegen Röteln und andere Viruserkrankungen können das Erkrankungsrisiko senken. Babys sollten lange gestillt werden, da eine lange Stillzeit mit Muttermilch vor Diabetes Typ 1 zu schützen scheint.

Fazit

Diabetes Typ 1 ist eine schwere Form der Zuckerkrankheit. Die Krankheit beeinträchtigt das Leben der Betroffenen stark. Dank moderner Therapiemethoden ist es auch für Typ-1-Diabetiker möglich, eine normale Lebenserwartung zu erreichen. Der Schlüssel für die erfolgreiche Behandlung ist die ständige Kontrolle des Blutzuckers und die Zufuhr der richtigen Dosis Insulin.